Offener Leserbrief an die Rheinpfalz zum Artikel „Mehr Wild schießen für den Klimaschutz“ in der Rheinpfalz Nr. 175 vom 31. Juli 2023

So begrüßenswert die differenzierte Berichterstattung zu einem Sachverhalt ist, lässt dieser Artikel doch die Einordnung der Position des Ökologischen Jagdverbands vermissen. In Deutschland hat der Ökologische Jagdverband ca. 2.800 Mitglieder, der Deutsche Jagdverband hat 250.000. Der Rheinpfalz Artikel gibt der Stimme von gerade mal gut 1% Raum. 99% der organisierten Jägerschaft haben eine andere Meinung, die in dem Artikel nur sehr knapp zu Wort kommt. So fehlt die Diskussion grober Verstöße gegen den Tierschutz, wie sie unter dem Dogma „Mehr Wild schießen für den Klimaschutz“ sowohl durch den Ökologischen Jagdverband als auch durch den Entwurf des neuen Jagdgesetzes in Rheinland-Pfalz vertreten werden. Es ist doch völlig irre, das Wild für das Waldsterben verantwortlich zu machen. Unter dem Deckmantel des Umweltschutzes werden einseitig knallharte wirtschaftliche Interessen der Waldbesitzer vertreten und Wild unter Missachtung des Tierschutzes zum Abschuss freigegeben, ohne das gesamte Ökosystem und die sie vertretenden Verbände im Blick zu haben. Hier zeigt sich neben der Unkenntnis des Ministeriums von einer gesunden Fauna auch dessen Unfähigkeit, den Wald mit unserem heimischen Wild zukunftsfähig zu entwickeln. Meinungsbildung sollte unter Einbeziehung aller Argumente, Interessen und Betroffenen erfolgen und Politik nicht aus dem Hinterzimmer im Umweltministerium Rheinland-Pfalz. Es wäre wünschenswert, einen ähnlich großen Artikel in der Rheinpfalz über die Meinung der überwältigenden Mehrheit der Jägerschaft (fast 99%) lesen zu können, die in ihrem Verband auch als Naturschutzorganisation anerkannt sind.

Prof. Dr. Stefan Jugel, Obmann für Öffentlichkeitsarbeit der Kreisgruppe Bad Dürkheim/Neustadt a.d.W. im Landesjagdverband Rheinland-Pfalz e.V.