Jäger im Portrait

Bild: Herr Heinze vor der Flatter-Ulme, die zu Ehren seines 90igsten Geburtstags gepflanzt wurde

Ulrich Heinze wurde auf der Jahreshauptversammlung 2024 für 65 Jahre Mitgliedschaft im Landesjagdverband geehrt. Der 95-Jährige saß mir am Tisch gegenüber und erzählte mir u.a. von seinem Engagement im Vogelschutz. So entstand meine spontane Idee, einem Waidgenossen mit soviel Erfahrung einen Besuch abzustatten und darüber einen kleinen Bericht in unseren Medien zu schreiben.

Gesagt, getan, wir verabredeten uns für den Mittwoch nach der JHV und Herr Heinze packte mich gleich in seinen Geländewagen, um mir sein Revier zu zeigen. 1959 hat er den Jagdschein gemacht, 1962 das Revier in Obersülzen gepachtet und erst letztes Jahr, also nach 61 Jahren, abgegeben. Der Nachpächter hat ihm aber eine lebenslange Jagderlaubnis in diesem Revier erteilt.

Man spürt förmlich die Lebensenergie und den unendlichen Enthusiasmus, wenn man mit Herrn Heinze durchs Revier fährt. An jeder Ecke erzählt er, wann er welche Hecke angelegt oder welchen Baum gepflanzt hat, was aus Steckhölzern wurde oder wegen Verfegens auch nicht oder wo und warum welche Nistkästen angebracht wurden. Er zeigt, wie Sitze in die Natur eingefügt werden, wo bei Hitze Wasserstellen notwendig sind oder was bei der Anlage von Luderplätzen zu beachten ist. Z.B. heller Sand als Untergrund, damit sich der Fuchs bei Dunkelheit abhebt. Man erkennt schnell, dass hier jemand ein Leben lang sein Revier mit Leidenschaft gehegt und gepflegt und den Lebensraum mit Sachverstand gestaltet hat. So überrascht es dann auch nicht, wenn er aus seiner Tasche einen kleinen Zettel mit seinem Leitspruch zieht und vorliest:

„Wer Eigentum besitzt, auf dem er pflanzen und jagen kann, der ist ein vom Schicksal Gesegneter. Wenn dieser sich dann aber nicht mit ganzen Einsatz seiner Person um diese Gottesgabe kümmert, dann soll ihn der Teufel holen!“

So frage ich ihn, was sich denn in den letzten 60 Jahren für ihn im Revier geändert habe. Der Folienanbau schade der Tierreproduktion, die Flurbereinigung hat die Graswege und damit den Rückzugsraum für Tiere halbiert. Seit über 15 Jahren hat er kaum noch Rebhühner im Revier, obwohl der Fuchs immer kurz gehalten wurde. 50 Abschüsse im Jahr waren keine Seltenheit bei 6 Luderplätzen. Es seien die Greifvögel, die nach der Dezimierung der Karnickel durch die Myxomatose von der Haardt her ins Flachland gezogen sind, die Rebhühner, aber auch Junghasen stark dezimieren. Das sieht er an den vielen Rupfungen. Auch die Unfälle mit Frischlingen und Rehkitzen durch Maschinen haben zugenommen. Natürlich bestätigt er auch den Klimawandel, der andererseits wieder gut ist für die Hasen, denen Trockenheit gut bekommt. Die Kleinvögel seien stark rückläufig, deswegen die vielen von ihm aufgehängten Nistkästen. Die Turteltaube sei ausgestorben, die Goldamsel auch. Dafür gäbe es mehr Steinkäuze und auch Eulenvögel.

Herr Heinze ist seit 67 Jahren verheiratet, seine Frau und er haben 4 Kinder und 9 Enkel. Als er mir zum Abschluss meines Besuchs noch stolz sein Jagdzimmer zeigt und zu der einen oder anderen Trophäe die Geschichte dahinter erzählt, rundet sich der Einblick in ein erfülltes Jägerleben ab. Er hat den in seinem Leitspruch geforderten Einsatz wahrlich gezeigt und ich empfand es als große Ehre, einen Einblick in seine Hege- und Jagderfahrung zu bekommen. Mit einem Augenzwinkern sagt er zum Schluss, er sei auch froh, dass er mal wieder so lange habe erzählen können.

Prof. Dr. Stefan Jugel, Obmann für Öffentlichkeitsarbeit

Die Flatter-Ulme mit Nistkasten

Das Jagdzimmer

Die Ehrung für 65 Jahre im LJV