Bild (c) Rolfes/DJV
Ich hatte die Gelegenheit, mit Herrn Jan Rettinger ein Gespräch zu führen. Jan Rettinger ist Jäger und Falkner, aber auch Inhaber und GF der Bobby Joseph Vilsmeier GmbH & Co. KG, mit Sitz im Gewerbegebiet Bruch in Bad Dürkheim, die sich seit über 60 Jahren mit den Themen Reinigungsanlagen und Desinfektion in der Lebensmittelbranche sowie in der Landwirtschaft- und in Viehzuchtbetrieben beschäftigt.
Der erste Anlass für unser Gespräch war, dass einige Reviere im Gebiet der Kreisgruppe durch die ASP-Infektion der drei Hausschweine in Gerolsheim in die Sperrzone (Pufferzone) 3 gerückt wurden. Der zweite Grund lag darin, dass unser Kitzrettungsteam der Kreisverwaltung Unterstützung aus der Luft zugesagt hat, wenn sich die ASP-Lage im Kreis Bad Dürkheim verschärft.
Um die bestmögliche Desinfektion bei erlegtem Schwarzwild und Fallwild in der Sperrzone 3 sicherzustellen, waren wir auf der Suche nach einer möglichst zuverlässigen Desinfektion für Kleidung, Schuhe, Ausrüstung, Fahrzeug und die registrierte Wildkammer in der das Stück aufgebrochen wurde.
Ebenso war es dem Kitzrettungsteam wichtig, falls wir in Infektionsgebieten fliegen müssen, dass diese Gebiete auch wieder sicher, gefahrlos und gut desinfiziert verlassen werden.
Da in verschiedenen Hegeringsitzungen der letzten Wochen Fragen zur Desinfektion gestellt wurden, habe ich mit Jan, der uns bisher in Fragen der Desinfektion maßgeblich unterstützt hat, noch einmal das Gespräch gesucht:
Jan, vielleicht kannst du kurz schildern, welche Maßnahmen du uns im Bezug auf Schuhe, Ausrüstung und Fahrzeug empfohlen hast, wenn wir in der Sperrzone 3 ein Stück Schwarzwild erlegen?
Zunächst ist es sinnvoll, den groben Schmutz (Erde, Schweiß, Blätter, etc.) mit klarem Wasser soweit dies möglich ist zu entfernen, da dieser ein schützendes Milieu für Mikroorganismen wie das ASP-Virus ist. Danach sollten alle etwaig kontaminierten Bereiche (wie z.B. Fahrzeugbereiche, Wildwanne/Schlitten/Bergehilfe) und kleinere Gegenstände (Messer, Sägen, Zange, Schuhe u.v.m.) mit einem Schnelldesinfektionsmittel (z.B. Exporit 4712) eingesprüht werden. Alle mit Schweiß und eventuell mit dem Virus belasteten und eingesprühten Kleingegenstände sollten in einer Fleischkiste oder einer anderen auslaufsicheren „Wanne“ transportiert werden. Ich beziehe mich auf Reinigungs- und Desinfektionsmittel aus unserem Lieferprogramm, da Einwirkzeiten und Konzentrationsvorgaben von Mittel zu Mittel variieren können. Nur so sind fundierte Angaben und Empfehlungen über ein spezielles Vorgehen möglich. Das flüssige Schnelldesinfektionsmittel Exporit 4712 ist in einer praktischen 1l-Sprühflasche abgefüllt und kann direkt ohne Nachspülen aufgebracht werden, da es rückstandsfrei verdunstet. Es ist bereits ab 30 sek. wirksam, um eine lückenlose Desinfektion nach DVG-Richtlinie sicher zu stellen, sollte man eine Einwirkzeit von 5 min. einhalten. Zur Desinfektion der Hände empfiehlt sich ein Haut- und Händedesinfektionsmittel, optimal und platzsparend aus der 1l-Spritzflache. Hier reichen beim Desinfektionsmittel Exporit 400 ebenfalls 30 sek. aus. Eine chirurgische Desinfektion erreicht man, wenn man die Hände 120 sek. damit feucht hält. Dieses Desinfektionsmittel ist rückfettend und kann darüber hinaus auch zur Pfotendesinfektion bei Jagd- und Kadaversuchhunden eingesetzt werden.
Jan, welche Maßnahmen kannst du für die Reinigung der registrierten Wildkammern nach dem Aufbrechen von Schwarzwild empfehlen?
Ich empfehle die Reinigung der Wildkammer / des Kühlschranks mit einem kombinierten Schaum-Desinfektionsreiniger (Exporit Renti viruzid) mittels Nasswischverfahren (Putzlappen mit entsprechend auf 5% verdünnter Wasser-Putzmischung) oder über eine Schaumkanone mit Anschluss an einen Wasserschlauch. Bei einem kombinierten Schaumreinigungsprodukt ist das Biozid direkt beigemischt und es muss mit klarem Wasser nachgespült werden. Hierbei sollte eine Anwendungskonzentration von 5% mit einer Einwirkzeit von bis zu 15min (bei nicht vorgereinigter Fläche mit hoher Belastung) eingesetzt werden. Der Vorteil hierbei liegt darin, dass neben dem Desinfektionsanteil auch Schmutz, Eiweiße und Fette gelöst und entfernt werden. Nach dem Reinigen mit klarem Wasser nachspülen/nachwischen und die Flächen mit rückstandsfrei verdunstendem Schnelldesinfektionsmittel (Exporit 4712) leicht benebeln. Zum Schluss die Hände und andere kontaminierte Hautpartien waschen und mit dem Haut- und Händedesinfektionsmittel (Exporit 400) für mindestens 30 sek. benetzen. Alle mutmaßlich kontaminierten Bereiche und Oberflächen sollten immer als Sofortmaßnahme mit Schnelldesinfektion besprüht oder prophylaktisch abschließend damit behandelt werden.
Welche Maßnahmen kannst du jemandem empfehlen, der aus einem infizierten Gebiet wieder in die Pfalz zurückkommt?
Grundsätzlich empfiehlt es sich, Reisen in ein infiziertes Gebiet wenn möglich zu unterlassen. Ist dies jedoch zwingend erforderlich, sollte ein Jeder schon im Sinne der Allgemeinheit und des Tierschutzes den direkten Kontakt mit Tier- und Stallungsbetrieben auf ein Minimum einschränken und alle womöglich kontaminierten Flächen (auch Fahrzeugbereiche wie Radkästen und Reifen, Wildwannen und Messer, Schuhe und Hundepfoten) vorher gründlich desinfizieren. Hier sollte man je eine Flasche Hände- und Flächendesinfektion (beides z.B. in einer 1l-Flasche) im Jagdauto dabeihaben.
Gibt es speziell zugelassene Mittel, die die ASP Anforderungen erfüllen und wie sind die Mittel anzuwenden?
- Haut- und Händedesinfektion Exporit 400 (auch für Hundepfoten): ab 30 sek. Wirksam.
- Schnelldesinfektion Exporit 4712: ab 30 sek. wirksam, nach DVG-Richtlinie 5 min. Einwirkzeit, rückstandlos verdunstend.
- Schäumender Desinfektions-Reiniger Exporit Renti viruzid: im Nasswischverfahren oder als Schaum bzw. Lösung aufsprühen, 5% Anwendungskonzentration mit bis zu 15 min. Einwirkzeit, mit klarem Wasser nachspülen.
Wo können Jägerinnen und Jäger, die vorbereitet sein wollen, weitere Informationen bekommen?
Unter www.bobbyanlage.de/schaumreinigung-bobby-anlage/ oder unter www.redservice.de finden alle Interessierten Informationen zur Reinigung und Desinfektion. Darüber hinaus kann sich jeder Interessierte gerne über meine Mailadresse janrettinger@bobbyanlage.de melden.
Knut Bruckbauer, Schatzmeister