Jäger im Portrait (Folge 2)

Im Bild: Vivien Traxel mit Schleiereule, Maik Heublein mit Uhu, Kerstin Wendel mit Waldohreule

Die neue halbjährliche Serie „Jäger im Portrait“ wird heute fortgesetzt mit den Jägern und Falknern der Ausgewöhnungsstation für Greifvögel und Eulen in Haßloch. Maik Heublein, der mit einer Halbtagsstelle die Station leitet, und seine ehrenamtlichen Helferinnen Vivien Traxel und Kerstin Wendel betreuen um die 350 Tiere im Jahr. Die Tiere werden entweder als Jungvogel im April/Mai oder verletzt in die Station gebracht, in der Regel von der Feuerwehr oder Polizei, aber auch von Privatpersonen. Der Einzugsbereich umfasst 100km, weswegen es verständlich ist, dass eine Abholung vom Team bei dem gegebenen Zeitbudget nicht geleistet werden kann.

Der Umgang mit diesen Wildtieren ist gesetzlich streng geregelt. Zunächst dürfen die Tiere keineswegs privat gepflegt werden. Das wäre eine Aneignung, die einen Verstoß gegen gleich mehrere Gesetze darstellt. Gegen den Arten- und Tierschutz und gegen das Jagdgesetz wegen Wilderei. Die Strafen dafür sind empfindlich und schnell bei 10.000€. Das ist auch sinnvoll, denn die Aufzucht und Pflege bedarf der fachmännischen Hand. Mit dem Ziel, die Tiere schnellst möglich wieder auszuwildern, wie es der Gesetzgeber verlangt, dürfen diese vor allem nicht auf den Mensch geprägt werden. D.h., sie müssen Selbständigkeit von Anfang an vermittelt bekommen. Die Jungtiere werden am Anfang mit toten Tiere, später mit Lebendfutter ernährt. Bei der Aufzucht der Jungtiere können Ammen helfen. Das sind Alttiere, die nicht mehr ausgewildert werden können, weil z.B. ein Flügel fehlt. Manche Ammen teilen das Futter gern, andere bedecken es mit ihrem Gefieder. Wenn der Hunger der Jungtiere groß genug ist, werden sie findig und ergattern sich dann doch irgendwie ihren Anteil am Futter.

Die Ernährung ist überhaupt ein wichtiges Thema. Hier kommt es auf eine ausgewogene Ernährung von Fleisch, Knochen und Fell an. Eine Aufzucht mit Hühnerfleisch führt zu Mangelerscheinungen. Das ist so, als würde man jeden Tag bei McDonalds essen. So ein von der Station nicht nur einmal erlebter Fall führt dort dann dort zur doppelten Arbeit, weil man die Tiere umerziehen muss, oder bei Alttieren sogar zum Todesurteil. Wenn sogar eine Fehlprägung vorliegt und der Mensch als Freund angesehen wird, kann das in der freien Natur zu unangenehmen Begegnungen der Raubtiere mit dem Menschen führen, wenn sie zutraulich auf diesen zufliegen. Ein anderes krasses Beispiel der Fehlprägung ist etwa der Fall, wo ein Raubvogel mit gelben Eintagsküken gefüttert wurde. In der freien Natur hat dieses Tier dann versucht, Tennisbälle zu fressen. Hiermit wird deutlich, dass die Gesetzgebung ihren Sinn hat und die Aufzucht und Pflege in zugelassen und qualifizierte Hand gehört.

Dabei gibt es für den Laien durchaus Kuriositäten, wie z.B. die Physiotherapie für die Tiere, das Tapen von Fehlstellungen oder bei Brüchen die Operation und das Einbringen von Edelstahlstiften. Nach Gesundung oder dem Aufpäppeln kommen die Tiere vor der Auswilderung zum Muskelaufbau in eine Voliere Der Aufwand lohnt sich, denn 60-70% der Tiere schaffen es und können im Herbst ausgewildert werden. Auch das geht nicht einfach so, sondern bedarf der Genehmigung durch die Kreisverwaltung. Selten kommt es vor, dass die Tiere sich nicht ganz trennen können und der Station mal wieder einen Besuch abstatten. Ein Vogelpaar hatte seinen Horst ganz in der Nähe und kam im Jahr drauf sogar mit den Jungtieren zur Verpflegung in die Station. Auch bei den Tieren gibt es anscheinend eine Bürgergeldempfangsmentalität.

Wenn man sieht und sich kaum vorstellen kann, wieviel Arbeit mit so einer großen Zahl an Tieren im Jahr verbunden wird, hat man erst die Hälfte des Idealismus dieses Teams verstanden. Wir wären nicht in Deutschland, wenn nicht auch hier alles verboten ist, was nicht ausdrücklich gesetzlich geregelt ist. Verstorbene Tiere können nicht einfach entsorgt werden, sondern müssen zur Kontrolle ein Jahr in der Tiefkühltruhe aufbewahrt werden. Dies ist aber erst der Anfang eines Bürokratiedschungels, der mit einem Berg Dokumentationspflichten weitere Kapriolen schlägt. Und wir Jäger kennen alle das Damoklesschwert, das über uns schwebt. Mit einem Verstoß gegen irgendein Regelwerk und einem Richter, der mit der Jagd nichts anfangen kann, steht die Zuverlässigkeit und damit der Jagdschein auf dem Spiel.

Ich habe bei dem Besuch heute viel gelernt und allergrößten Respekt vor dem enormen zeitlichen Einsatz und Idealismus dieses Teams. Die Raubtiere haben je nach Art ganz unterschiedliche Verhaltensweisen und alle ihre eigenen Charaktere, oft auch geprägt durch ihre gemachten Erfahren. Zu erleben, wie Vivian, Kerstin und Maik mit den Tieren umgehen und auf ihre Eigenheiten einzugehen verstehen, war ein sehr schönes Erlebnis. Vielen Dank! Ich hoffe, die Bilder dazu sprechen ihre eigene Sprache.

Stefan Jugel, Obmann für Öffentlichkeitsarbeit

Vivien Traxel mit Schleiereule

Meik Heublein mit Mäusebussard

Kerstin Wendel mit Waldohreule

Hier bekommt man einen Eindruck, in welchem Zustand die Tiere in die Station kommen und diese dann wieder verlassen können. V.l.n.r. Mäusebussard, Waldkauz und zweimal Turmfalke.

Ein Turmfalke mit gebrochenem Flügel.

Bildergalerie aus der Krankenstation: Waldkauz von der Feuerwehr eingeliefert, Turmfalkenterzel mit verletztem Auge, Waldkauz Ästling und Turmfalke mit gebrochenem Bein.

V.l.n.r. Schleiereule, zwei Kamin Käuze, zwei gesunde Käuze, drohender Uhu, Sperlingskauz, Uhu Nestling